Leider, liebe Solidargemeinschaft, habe ich annähernd die gleiche Erfahrung vor 2, vor 3 und auch vor 4 Wochen gemacht, als ich ebenfalls erst gegen 21 Uhr ankam.
Ich sprach dann mit Menschen aus der WG, ob sie den Eindruck hätten, dass sich mittwochs auch „Menschen von der Straße“ am Gemüse bedienen. Natürlich lässt sich das nicht beurteilen, aber eben auch nicht ausschließen.
Ich fänd es sehr schade, wenn wir uns untereinander „verdächtigten“.
Wäre es nicht vielleicht doch eine Überlegung wert, dass wir für diese Tür ein Schloss mit Zahlencode einbauen, welches mittwochs aktiviert wird…?
Nachdenkliche Grüße: Pia

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-----Original-Nachricht-----
Von: Till Neutzner <till@neutzner.name>
Betreff: [Depot-albertwg] Der letzte Abholer - eine Erzählung zum Abend
Datum: 09.10.2024, 22:02 Uhr
An: depot-albertwg@verteiler.dein-hof.de <depot-albertwg@verteiler.dein-hof.de>

Liebe Solidargemeinschaft,
 
eine kurze Erzählung zum Abend:
 
Kurz vor 21 Uhr betrat ich heute Abend das Depot für das Gemüse unserer Landwirtschaftsgemeinschaft. Zuerst machte sich leichter Ärger in mir breit ob der unordentlichen Situation, die ich vorfand. Doch schon Bruchteile von Sekunden später wich dem Ärger großes Entsetzen, denn ich musste feststellen, dass so gut wie alle Gemüsekisten leer waren. Mein Vorhaben die mir und meiner Familie zustehende Menge an Gemüse abzuholen, geriet dadurch sehr kurz. Schließlich brauchte ich nur die übrig gebliebenen 25 g Winterheckenzwiebeln einpacken sowie die uns zustehende Menge an Grünkohl. Währenddessen überlegte ich bereits, wie ich meiner Familie beibringen würde, dass ich diese Woche keine Kartoffeln, keine Zwiebeln, keinen Kürbis, keine Tomaten, kein Paprika, kein Fenchel und auch keine Möhren mitbringen werde. Zu einem Ergebnis meiner Überlegungen kam ich jedoch nicht, schließlich war ich bereits nach kürzester Zeit fertig mit zusammenpacken. Zu meinem bereits wieder eingesetztem Gefühl des Ärgers gesellte sich noch Erstaunen, als ich mein Kreuz in der Liste setzen wollte. Ich entdecke tatsächlich, dass noch zwei weitere Kreuze fehlten und fragte mich sogleich, wie deren Zeichnende noch hätten zu ihrem Anteil Gemüse kommen sollen, wenn sie denn tatsächlich noch gekommen wären. Ob der späten Uhrzeit ging ich nämlich nicht mehr von einem Erscheinen dieser Personen aus.
Grübelnd, wie es denn sein könne, dass bereits so viel Gemüse nicht mehr vorrätig waren, stieg ich auf meinen Drahtesel und rollte heimwärts. Wurde einfach zu wenig Gemüse geliefert? Haben sich manche Abholende zu viel Gemüse genommen? Absichtlich oder aus Versehen? Bedienten sich vielleicht gar weitere Personen, die nicht zu unserer Gemeinschaft gehören? Ich werde es wahrscheinlich nie erfahren. Wie sollte ich nun diesen Sachverhalt der Gemeinschaft gegenüber kundtun? Mit einer boshaft formulierten Nachricht? Nein, das entspräche zwar vielleicht meinem derzeitig innerlich vorherrschenden Gefühlen, jedoch nicht meiner Vorstellung von angemessener Kommunikation innerhalb einer Personengruppe, die doch ein gemeinsames Ziel verfolgt, im Einklang mit der Natur, wie auch dem Menschen selbst.
Je näher ich meinem Zuhause kam, setzte langsam Enttäuschung ein. Hatte ich doch meinen Sohn allein einschlafen lassen müssen, um noch rechtzeitig zum Depot zu gelangen. Und dass für eine fast leere Tüte mit ein bisschen Gemüse...
 
Gute Nacht.
 
Till